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Das Einmaleins der Unkrautbekämpfung im Mais
Mais - Pflanzenschutz

Das Einmaleins der Unkrautbekämpfung im Mais

Alles, was Sie über die wichtigsten Unkräuter und Ungräser im Mais und deren Bekämpfung wissen müssen, finden Sie hier. Eine grundlegende Einleitung für alle Neueinsteiger und alle, die ihr Wissen rund um eine effiziente Unkrautbekämpfung im Mais auffrischen möchten.

Auf unkrautwüchsigen Standorten, z. B. auf humosen Niederungsstandorten, konkurrieren auf jedem Quadratmeter 8–10 Maispflanzen mit hunderten von Unkrautpflanzen. Ein hoher Maisanteil in der Fruchtfolge verstärkt den Unkrautdruck. Ein Zwischenfruchtanbau hilft, die Unkrautpflanzen zurückzudrängen.

Im Maisanbau sind hochwüchsige Unkrautarten besonders bedeutsam: Gänsefußgewächse (Chenopodium- und Atriplex-Arten), Amarant (Amaranthus- Arten), Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum) oder Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) und Ackerfuchsschwanz (Alopecurus myosuroides). Quecke (Agropyron repens) und Borstenhirsen (Setaria-Arten) erlangen zunehmend an Bedeutung.

Unkrautbekämpfung

Wann ist die Unkrautbekämpfung besonders kritisch?

Die Blattbildung ist eine wichtige Periode im Entwicklungsablauf der Maispflanze. Das Wurzelsystem muss strikt in die Tiefe geführt werden, um sich auf eine intensive Wasser- und Nährstoffaufnahme vorzubereiten.

Der Mais sollte nicht um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren müssen. Die Periode, in der der Mais möglichst unkrautfrei gehalten werden sollte, beginnt nach Erfahrungen auf verschiedenen Standorten mit dem 2- bis 4-Blatt-Stadium und dauert bis zum 6- bis 8-Blatt-Stadium.

Bei etwa 6 bis 8 Blättern

  • entwickeln sich die ersten Kolbenanlagen,
  • erreicht und durchstößt der Vegetationskegel die schützende Bodenoberfläche,
  • erhöht sich die Benetzbarkeit der Maisblätter, weil die Wachsschicht ihre Struktur verändert.

In dieser kritischen Zeit der Maisentwicklung werden optimale Wachstumsbedingungen benötigt.

Je später die Unkrautkonkurrenz beseitigt wird, desto stärkere Ertragsminderungen können eintreten. Die Folge: Ertragsverluste, insbesondere bei hohem Unkrautdruck, von bis zu 10% nach dem 3-Blatt-Stadium und von bis zu 30% nach dem 6-Blatt-Stadium im Vergleich zu ständig unkrautfreien Beständen. Der Landwirt kann die dadurch entstandenen finanziellen Ausfälle auch durch eine (angenommene) Kosteneinsparung mit einem späteren Einsatz von preiswerteren Herbiziden nicht mehr ausgleichen. Eine einsetzende Verunkrautung in Maisbeständen, die bis zum 6-Blatt-Stadium unkrautfrei waren, verursacht keine Ertragseinbußen mehr.

Chemische oder physikalische Unkrautbekämpfung?

Die Anforderungen an die Unkrautbekämpfung gelten unabhängig vom Verfahren. Physikalische Verfahren erreichen die Wirkungssicherheit der chemischen Unkrautbekämpfung nur selten und verursachen i. d. R. höhere Kosten. Ihr Anwendungsumfang in der Praxis ist daher wesentlich geringer als bei chemischen Verfahren. Allerdings können sie die chemische Unkrautbekämpfung sinnvoll ergänzen (Hacke-Bandspritzung, Striegeln vor dem Auflaufen des Maises).

Unabhängig von der Unkrautbekämpfung lassen sich mechanische Verfahren auf Standorten anwenden, wo einer Lockerung der Bodenoberfläche eine große Bedeutung zukommt oder wo organische Dünger eingehackt werden müssen.

Eine nicht-chemische Unkrautbekämpfung ist besonders für Betriebe elementar, die nach den Richtlinien des ökologischen Landbaues wirtschaften.

Unkrautbekämpfung

Wie funktionieren Herbizide?

Die in den Herbiziden enthaltenen Wirkstoffe unterscheiden sich vor allem in ihrer Wirkungsweise: Sowohl bei der Aufnahme in die Pflanze als auch bei dem Selektivitätsmechanismus, der den Mais schützen soll. Herbizide greifen auf unterschiedliche Weise in den Stoffwechsel der Unkräuter ein. Darüber hinaus wirkt sich die Formulierung auf die Wirkungsgeschwindigkeit und die Verträglichkeit des Herbizides aus.

Die Wirkstoffaufnahme erfolgt durch Wurzeln, Blätter und/oder durch den Spross. Systemische Wirkstoffe müssen über das Gefäßsystem mit dem Wasser- bzw. Assimilatstrom in der Pflanze verteilt werden. Regen unmittelbar (wenige Stunden) nach der Applikation mindert die Wirkstoffaufnahme.

Wirksamkeit

Voraussetzungen für die Wirksamkeit über die Wurzeln sind

  • geringer Gehalt (max. 6 %) an organischer Bodensubstanz (sonst Festlegung und vorzeitiger Abbau der Wirkstoffe),
  • gute Bodenstruktur (sonst keine gleichmäßige Verteilung auf dem Boden; feinkrümmeliges Saatbeet),
  • Bodenfeuchtigkeit (sonst keine Aufnahme mit dem Bodenwasser).
  • Für die Aufnahme über die oberirdischen Pflanzenorgane haben die Bodenverhältnisse keine unmittelbare Bedeutung.


Voraussetzungen für die systemische Wirkung sind

  • funktionierender Wasserhaushalt der Pflanze (kein Trockenstress),
  • keine Reduzierung der Stoffwechselaktivität infolge zu niedriger (< 5 °C) oder zu hoher (> 25 °C) Temperaturen.


Wirkungsweise im Maisanbau eingesetzter Wirkstoffe

Tabelle: Wirkungsweise im Maisanbau eingesetzter Wirkstoffe* hierfür sind spezielle Maissorten notwendig - Herstellerinformationen beachten.


Aufnahme und Wirkung herbizider Wirkstoffe:

Pendimethalin
Wird von der Unkrautwurzel aufgenommen, aber kaum in der Pflanze verlagert. Wirkungsminderung bei geringer Bodenfeuchtigkeit und hohem Gehalt des Bodens an organischer Substanz.

Flufenacet, Isoxaflutole, S-Metolachlor, Dimethenamid-P, Pethoxamid, Terbuthylazin
Werden hauptsächlich über die Wurzeln und z. T. über den Spross aufgenommen.
Wirken systemisch. Wirkung an Feuchtigkeit und niedrigen Gehalt des Bodens an organischer Substanz gebunden. Abhängigkeit von den Bodenbedingungen, jedoch etwas geringer als bei Pendimethalin.

Clopyralid, Fluroxypyr, Dicamba, 2,4-D, Picloram
Werden über die Blätter aufgenommen und wirken systemisch.
Wirkung nicht von den Bodenbedingungen abhängig. Unkräuter müssen relativ große Wirkstoffmenge aufnehmen, daher bei Spritzung vorgegebene Unkrautentwicklung (Wuchshöhe) notwendig.

Tembotrione
Wird fast ausschließlich über die Blätter aufgenommen.
Wird in der Pflanze über Phloem + Xylem verteilt, wirkt systemisch. Unabhängig von Bodenverhältnissen.

Sulcotrione, Mesotrione
Werden über die Blätter und die Wurzeln aufgenommen. Aufnahme über die Blätter überwiegt. Daher nur mäßige Bedeutung der Bodenverhältnisse. Wirkung systemisch.

Rimsulfuron, Nicosulfuron, Thifensulfuronmethyl, Prosulfuron, Foramsulfuron, Iodosulfuron, Thiencarbazone, Florasulam, Tritosulfuron
Werden hauptsächlich über die Blätter und nur zu einem sehr geringen Teil über die Wurzel aufgenommen. Bodenverhältnisse relativ unbedeutend. Für eine sichere Wirkung muss ausreichend Wirkstoffmenge in die Pflanze gelangen, daher bei Spritzung vorgegebene Unkrautentwicklung (Wuchshöhe) notwendig. Stärker
als bei anderen Präparaten ist der vorgegebene Einsatztermin ein Kompromiss zwischen der Erzielung einer sicheren Wirkung und der Schonung der Maispflanzen. Nicht alle Genotypen verfügen über die Fähigkeit, diese Metabolisierung schnell auszuführen. Entsprechend müssen die Sorten-Empfehlungen in der Gebrauchs- anweisung der einzelnen Produkte beachtet werden.

Pyridate
Werden von den Blättern aufgenommen und in der Pflanze kaum transportiert. Typische Kontaktherbizide. Die Wirkung wird nicht durch Bodenverhältnisse beeinflusst.

Glyphosat1
Wird nur über die Blätter aufgenommen und im Boden rasch inaktiviert.
Keine anhaltende Wirkung. Glyphosat wirkt systemisch und kann seine Wirkung bis in die Unkrautwurzeln entfalten (Wurzelunkräuter!).
Glyphosat ist nicht selektiv und nur im VS- bzw. VA-Verfahren zugelassen.

1 Im September 2021 sind Änderungen an der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung in Kraft getreten. Diese betreffen u.a. den Einsatz Glyphosat-haltiger Pflanzenschutzmittel. Bitte unbedingt auf die Einhaltung der geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen achten.

Verträglichkeit

Selektivitätsmechanismen sorgen dafür, dass ein Herbizid Unkrautpflanzen bekämpft und die Kulturpflanze schont. Beim Mais entsteht Selektivität durch

  • die Saattiefe (Positionsselektivität),
  • morphologische und physiologische Unterschiede zur Unkrautpflanze,
    • Anordnung der empfindlichen Organe,
    • Behinderung der Wirkstoffaufnahme,
    • Fähigkeit zum raschen Um- und Abbau (Metabolisierung) einiger Wirkstoffe,
  • die Anwendung von Schutzstoffen („Safener“).

Der Herbizideinsatz verläuft nur dann für die Kulturpflanze Mais verträglich, wenn die dem Wirkstoff eigenen Selektivitätsmechanismen auch wirken können. Ihre Wirksamkeit kann durch folgende Faktoren behindert werden:

  • die unmittelbar vorangegangene und aktuelle Witterung
  • zu weit fortgeschrittene Mais- bzw. Unkrautentwicklung
  • Stress beim Mais, z. B. nach Kälte oder Trockenheit.

Der Anwender muss dies berücksichtigen und trägt damit selbst eine große Verantwortung für das Gelingen des Herbizideinsatzes.

Die Anwendungshinweise zu Mitteln und Wirkstoffen der jeweiligen Hersteller berücksichtigen diese Gesichtspunkte und helfen Landwirten, die beste Wirkung mit der optimalen Aufwandmenge zu erzielen.

Achtung: Resistenzen!

Je häufiger ein und derselbe Wirkstoff auf derselben Fläche zum Einsatz gelangt, umso eher entstehen Resistenzerscheinungen (Unempfindlichkeit gegenüber bestimmten Wirkstoffen). Sie lassen sich grundsätzlich nicht völlig ausschließen. Ein gutes Resistenzmanagement ist gefragt.

Die wichtigsten vorbeugenden oder abschwächenden Maßnahmen gegen Resistenzen sind:

  • Der regelmäßige Wechsel der Wirkstoffe
  • Kombinationspräparate mehrerer Wirkstoffe
  • das Einhalten der empfohlenen Aufwandmengen

Weitere Informationen zum richtigen Resistenzmanagement im Mais finden Sie in diesem Artikel.

Was muss ich bei der Auswahl und dem Einsatz von Herbiziden beachten?

Bei der Auswahl und dem Einsatz der Herbizide sind zu beachten:

  • bereits vorhandene Resistenzerscheinungen,
  • Zusammensetzung der Unkrautflora,
  • das für eine sichere Bekämpfung geeignete Entwicklungsstadium der Unkräuter (spätester und frühester Applikationstermin),
  • die erforderliche Wirkungsdauer,
  • das Entwicklungsstadium der Maispflanzen (Verträglichkeit),
  • die Bodenfeuchte (bei über den Boden aufgenommenen Wirkstoffen),
  • der Deckungsgrad der Unkrautflora,
  • der Gehalt des Bodens an organischer Substanz und
  • die unmittelbar vorangegangenen, aktuellen und unmittelbar zu erwartenden Witterungsbedingungen.

Unterschiede zwischen Mais und Unkraut: Einsatzhinweise für Herbizide

Tabelle: Unterschiede zwischen Mais und Unkraut: Einsatzhinweise für Herbizide 1 Teilungsfähiges, für die Pflanzenentwicklung entscheidendes, Gewebe

Die Palette der in Deutschland zugelassenen Herbizide erlaubt vielfältige Bekämpfungsstrategien und die erfolgreiche Unkrautregulierung auf allen Standorten des Maisanbaues. Die Einsatztermine der Herbizide reichen im Maisanbau gegenwärtig von der Vorauflaufbehandlung, d. h. Applikation nach der Saat, und vor dem Auflaufen, bis zur Behandlung im 6- bis 8-Blatt-Stadium des Maises. Weil auch die Kosten umso stärker steigen, je länger die Unkrautbekämpfung hinausgezögert wird (zunehmend größerer Ertragsrückgang), spricht vieles für einen möglichst frühen Einsatztermin der Herbizide. Langjährige Erfahrungen haben gezeigt, dass auch bei Sulfonylharnstoffen der Einsatztermin 3-Blatt-Stadium in den meisten Jahren realistisch ist.

Berater Unkräuter und Ungräser

Eine Übersicht über die wichtigsten Unkräuter und Ungräser, inklusive Bildern und Kurzbeschreibungen, haben wir hier für Sie zusammengestellt:

Unkräuter

Ungräser

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